Reschenseelauf: Mein Laufbericht zum Jubiläum
- Cindy Haase
- 16. Juli
- 7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 21. Juli
Wenn die Sonne untergeht und rund 3.000 Läufer-/innen im Fackelschein starten, dann ist das die Jubiläumsausgabe des Reschenseelaufs und damit eine ganz besondere Laufverstaltung. Heute möchte ich dir von meiner Teilnahme beim 25. Reschenseelauf berichten, einem Nachtlauf, der nur alle fünf Jahre stattfindet, wenn ein Jubiläum ansteht. Außerdem möchte ich ein paar Tipps mit dir teilen, zum Thema Abendläufe und Ernährung, denn das war bei mir nicht optimal gelaufen und ich würde es so auf keinen Fall wieder tun.

Was ist der Reschenseelauf?
Der Reschenseelauf (ital. Giro Lago di Resia) ist ein Panoramalauf rund um den Reschensee in Südtirol mit Start und Ziel in Graun (Vinschgau) und auf 1.450 Meter Meereshöhe. Die 15,3 Kilometer lange Strecke führt einmal um den See, vorbei am versunkenen und bekannten Kirchturm im Wasser. Der Kirchturm erinnert an das einstige Dorf Alt-Graun, das beim Aufstauen des Sees überflutet wurde. Heute ist der Turm als Wahrzeichen des Vinschgaus bekannt und ein beliebtes Fotomotiv. Wenn das Wasser nicht zu hoch steht, kann man um den Turm herum spazieren und dort verweilen.
Außerdem führt rund um den See ein gut ausgebauter Spazier- und Radweg, der Ausblicke auf die umliegende Bergkulisse bietet. Der Reschensee selbst ist ein Stausee und auch der größte See Südtirols. Für eine Laufveranstaltung könnte die Kulisse kaum beeindruckender sein und ein besonderes Highlight ist dabei die Überquerung des 460 Meter langen Staudamms. Der Reschenseelauf wird normalerweise tagsüber ausgetragen, nur alle fünf Jahre verwandelt er sich anlässlich des Jubiläums in ein besonderes Event: Einen stimmungsvollen Nachtlauf.

Jubiläumsausgabe 2025 - eine besonderer Lauf bei Nacht
Der Veranstalter organisiert alle fünf Jahre zum Jubiläum einen Nachtlauf, 2025 fand dieser bereits zum dritten Mal statt. Der Startschuss für den Hauptlauf und den Just-For Fun-Lauf fiel um 21:30 Uhr und erfolgte in vier Startwellen. Der Just-For-Fun-Lauf unterscheidet sich lediglich darin, dass die Teilnehmenden ohne ärztliches Attest starten und nicht offiziell gewertet werden. Eine Zeitnahme erfolgt aber dennoch. Weitere Kategorien wie Nordic-Walking, Handbike und der Kinderlauf wurden bereits am Nachmittag ausgetragen. Eine Besonderheit des Nachlaufs ist die durchgehend fackelbeleuchtete Strecke, die eine einmalige Atmosphäre rund um den Reschensee schafft.
Gestartet wird im Straßentunnel von Graun, die ersten beiden Kilometer verlaufen über die gesperrte Hauptstraße. Für diesen Abschnitt wird der Autoverkehr für etwa drei Stunden unterbrochen. Eine frühere Anreise gemäß Programm ist essentiell.

Anreisetipps: So kommst du zum Reschensee
Der Reschensee ist verkehrstechnisch sehr gut angebunden, egal ob du aus Süddeutschland, der Schweiz oder Italien anreist. Wir sind von München über Garmisch und den Fernpass gefahren, diese Strecke ist mautfrei. Du musst nur aufpassen, dass du nicht versehentlich auf die österreichische Autobahn fährst, da die teilweise parallel verläuft. Die Fahrt dauert dann etwa vier Stunden.
Auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln kann man aber auch entspannt anreisen: Vom Münchner Hauptbahnhof fährt die Bahn bis Landeck-Zams in Tirol. Von dort geht der Bus weiter Richtung Reschenpass. Insgesamt dauert die Anreise mehr als vier Stunden, je nach Verbindung. Dafür reist man stressfreier und klimafreundlich, wobei man mehrmals umsteigen muss. Tipp: Falls du in einer Unterkunft übernachtest, die die Südtirol GuestPass Card anbietet, kannst du den Bus ab Landeck-Zams unter Umständen sogar kostenlos nutzen. Frag am besten vorab bei deiner Unterkunft nach, ob sie dir die Card vor Anreise per Mail zuschicken können.

Unsere Unterkunft: Aufenthalt in der Villa Claudia Augusta in Reschen
Nur etwa drei Kilometer vom Startbereich in Graun entfernt liegt die familiär geführte Frühstückspension Villa Claudia Augusta. Die Zimmer oder auch Ferienwohnungen sind gemütlich und sauber, das Frühstück reichhaltig mit individuellen Eierspeisen und mit Liebe zubereitet. Wir hatten eine Ferienwohnung mit zwei Etagen und Blick auf den Reschensee. Besonders praktisch war die bereits angesprochene Südtirol GuestPass Card, mit der wir easy mit dem Bus zum Startgelände fahren konnten.
Zusätzlich gibt es die Möglichkeit für Camper direkt im Zielgelände mit Camper oder im Zelt zu übernachten. Eine Reservierung ist nicht erforderlich und die Kosten pro Campingwagen / Zelt sind EUR 30,-
Kleiner Exkurs zum Namen unserer Unterkunft. Was hat es mit der "Via Claudia Augusta" auf sich?
Die Via Claudia Augusta ist eine antike Römerstraße, sie führte von Norditalien bis zur Donau und war eine der wichtigsten Verbindungen durchs Alpengebiet. Heute verläuft entlang der alten Route ein Rad- und Wanderweg, der auch direkt am Reschenpass vorbeiführt. Und genau daher hat auch unsere Unterkunft ihren Namen: Die Villa Claudia Augusta liegt direkt an dieser historischen Route. Ein ziemlich cooler Gedanke, wenn man bedenkt, dass hier schon vor Jahrtausenden Reisende unterwegs waren, damals eben zu Fuss oder Pferdekutsche. Wer nach dem Reschenseelauf seinen Aufenthalt noch etwas verlängert, kann sicher auf der Via Claudia Augusta auf Entdeckungstour gehen.
Der Reschenseelauf 2025 - 25. Ausgabe
Der 25. Reschenseelauf fand am 12.07.2025 statt. Die Anmeldung war unkompliziert direkt über die offizielle Webseite möglich. Für die Anmeldegebühr von 50,- EUR hat man einiges geboten bekommen, inklusive hochwertigem Starterpaket und reibungsloser Organisation. Wer sich kurzfristig entschloss, konnte sich sogar am Renntag nachmelden, solange Startplätze verfügbar waren, allerdings gegen einen Aufpreis durch die Nachmeldegebühr.
Wichtig zu wissen: Wenn du beim Hauptlauf mit offizieller Wertung starten möchtest, musst du ein gültiges ärztliches Attest hochladen. Wer keines vorlegt, läuft wie bereits erwähnt in der Kategorie Just-For-Fun mit Zeitmessung, aber ohne offizielle Platzierung. Das finde ich irgendwie nicht gut und da wir in diesem Jahr an mehreren Läufen in Italien teilnehmen, haben wir uns bereits Anfang des Jahres die Runcard besorgt.

Was ist die Runcard?
Die Runcard ist eine Art Lauflizenz für Hobbyläufer-/innen, die nicht Mitglied in einem italienischen Verein sind. Sie lässt sich ganz einfach online unter www.runcard.com beantragen, kostet etwa 15 EUR pro Jahr und ist digital verfügbar.
Zur Beantragung wird ebenfalls ein sportärztliches Attest benötigt. Dieses muss nur einmal validiert werden und danach reicht es, bei jedem italienischen Wettkampf einfach die Runcard vorzulegen oder je nach dem auch hochzuladen bei der Anmeldung. Dies vereinfacht den Anmeldeprozess ungemein, da die Veranstalter oft auch individuelle Formulare für das Attest einfordern, dass jedes Mal vom Arzt gestempelt und unterschrieben werden muss. Zusätzlich ist man über die Runcard versichert, falls während eines Wettkampfes eine Verletzung passiert.
Wie ich den Reschenseelauf erlebt habe
Die Startnummernausgabe beim Reschenseelauf läuft ganz entspannt ab, direkt im Startbereich in Graun. Dort erhältst du zur Startnummer auch eine Goodiebag. In diesem Jahr gab's richtig schöne und praktische Dinge, eine Stirnlampe (passend zum Nachtlauf) und eine Trinkflasche mit Reschensee-Logo. Wir waren bereits am Vormittag des Renntages vor Ort, haben unsere Unterlagen geholt, sind über den kleinen Bauernmarkt mit Expo geschlendert, haben gegessen und ein bisschen Zeit am See verbracht. Am frühen Nachmittag ging es zurück zur Unterkunft, nochmal Beine hochlegen und alles für den abendlichen Lauf vorbereiten.
Vor dem Start: Pasta, Cappuccino und Startaufstellung
Kurz nach 19 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg zum Eventgelände nach Graun. Wir fuhren mit dem Auto, rund um das Veranstaltungsgelände waren ausreichend (kostenfreie) Parkplätze bei der Kitestation vorhanden. Die Zufahrtsstraßen werden rechtzeitig gesperrt, hier unbedingt die Sperrzeiten beachten. Marcel und ich teilten uns noch eine Portion Pasta und gönnten uns einen Cappuccino am Alps Coffee Stand. Rückblickend: lecker, aber nicht ideal so kurz vor dem Start.
Die Startblöcke waren wie folgt aufgeteilt, aber nicht fest zugeordnet, jeder konnte seine Welle frei wählen:
Block 1: 21:30 Uhr (<1 Stunde)
Block 2: 21:34 Uhr (1:00-1:10 h)
Block 3: 21:38 Uhr (1:10-1:20 h)
Block 4: 21:42 Uhr (1:20-2:18 h).
Das Zeitlimit für den Lauf lag übrigens bei 2 Stunden 18 Minuten, unterwegs gab es weitere Zeit-Kontrollstellen bei km 7/11/12. Wer dort das jeweilige Zeitlimit überschreitet, wird aus dem Rennen genommen.
Wir hatten das Glück, ziemlich weit vorn in der ersten Startwelle zu stehen. Der Start aus dem Tunnel war wild: ein großer Vorhang versperrte die Sicht nach draußen, einzig die Stimme des Moderators, Günther Leitgeb, war zu hören. Die Spannung stieg und wir wussten, es wird ein schneller Start werden, da die Läufermenge nach vorne drückte.

Der Startschuss fällt am Reschensee
Wir standen gegen 21:20 Uhr im Tunnel bereit. Punkt 21:30 Uhr fiel der Startschuss und auch der Vorhang, begleitet von Lichterfontänen, Zuschauer und Gänsehautstimmung. Ich rannte los, Marcel nahm noch etwas Vorhang mit und es war rasant, aber einfach auch sehr cool aus dem Tunnel raus. Mit einer Pace von 4:30 Minuten war der erste Kilometer schon zügig, aber ich fand schnell meinen Rhythmus und lief kontrolliert weiter. Die gesamte Strecke war mit Fackeln ausgeleuchtet. Eine Stirnlampe war eigentlich nicht erforderlich, aber hilfreich. Nach vier Kilometern bogen wir auf den Staudamm ein mit freiem Blick auf den Reschensee und in einen leuchtenden Sonnenuntergangshimmel. Dort war die erste Verpflegungsstation von insgesamt vier. Die Stimmung durch die Zuschauer war toll.
Entlang der Runde um den Reschensee gab es weitere Verpflegungsstationen bei Kilometer 7, 11 und 13, dazu natürlich die Zielverpflegung. An allen VP's gab es ausreichend Wasser und Iso. Im Ziel wartete dann für alle Finisher eine prall gefüllte Tüte sowie zusätzlich Obst und Getränke an den Ständen.

Was ich unterschätzt hatte, ab dem Damm wurde die Strecke deutlich hügeliger. Ich dachte es gäbe nur einen Anstieg, aber es waren leider mehrere und nahm gefühlt kein Ende. Insgesamt kamen 105 Höhenmeter zusammen. Erst ab Kilometer 11 wurde es wieder flacher, eigentlich der Moment, um nochmals alles rauszuholen. Doch mein Magen spielte nicht mit: Krämpfe und ein schweres Gefühl im Bauch machten sich bemerkbar. Vermutlich waren die späte Pasta und der Cappuccino keine gute Idee. Ich konnte mein Tempo einigermaßen halten, musste aber einen Kilometer vor dem Ziel einen Stopp einlegen, sonst hätte ich es nicht geschafft.
Den letzten Kilometer bin ich langsamer gelaufen und habe die besondere Atmosphäre rund um den Kirchturm aufgenommen. Der Zieleinlauf durch das Festzelt, begleitet von Applaus und Lichtshow, hat mich ins Ziel getragen. Nach 01:11:06 Stunden kam ich als 7. Frau in meiner AK und 44. Frau gesamt ins Ziel. Eigentlich immer noch ein saugutes Ergebnis bei den etwas schwierigeren letzten Kilometern.

Meine wichtigsten Learnings und Tipps für Abend- und Nachtläufe:
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1. Essens-Timing
Spätestens 3 bis 4 Stunden vor dem Start die letzte größere Mahlzeit. Danach nur noch leicht verdauliche Snacks wie Banane, Toasts oder einfach ein Gel direkt vor dem Start.
2. Training zur Wettkampfszeit
Wenn möglich als Vorbereitung ein paar Abendläufe zur Gewöhnung einplanen. So lernt der Körper auch abends auf "Rennmodus" zu schalten.
3. Koffein mit Bedacht
Ein Espresso vor dem Start kann pushen, aber besser keine Milch mehr. Das war bei uns definitiv keine gute Idee.
4. Nachmittagsschläfchen
Ein kurzer Schlaf kann helfen nochmals zur Ruhe zu kommen und Fokus zu gewinnen.
5. Hydration
Gerade bei Abendläufen nicht unterschätzen und den ganzen Tag über ausreichend trinken.
Fazit zum Jubiläumslauf am Reschensee und Einladung zu meinem Trailcamp in Naturns
Trotz meiner Magenprobleme war der 25. Reschenseelauf ein unvergessliches Erlebnis. Die Kombination aus Fackellicht, Nachtlauf und Jubiläumsstimmung war einzigartig. Ein absoluter Pflichtlauf für Fans besonderer Läufe. Besonders beeindruckend: Nach der Siegerehrung gab es direkt am Kirchturm ein stimmungsvolles Feuerwerk, der perfekte Abschluss für einen ohnehin schon erlebnisreichen Abend. Ich freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen und bin gespannt, wie sich das Event im nächsten Jahr bei Tageslicht anfühlt. Denn der Reschensee ist einfach ein besonderer Ort und der Rundkurs bietet in jede Richtung großartige Ausblicke.

Ich selbst habe seit Jahren eine besondere Verbindung zu dieser Region (Vinschgau), denn ich veranstalte mein eigenes kleines Trailcamp in Naturns, 60 km entfernt. Dort erkunden wir gemeinsam die schönsten Trails, sammeln Höhenmeter und genießen die Bergwelt abseits des Wettkampfestrubels. Wenn du Lust hast, die Gegend noch intensiver mit tollen Teilnehmer/-innen und mir zu erkunden, dann freue ich mich, dich bald in Naturns willkommen zu heißen. Alle Informationen findest du im entsprechenden Blogbeitrag: Trailcamp in Naturns.

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