Mein erster Triathlon - mein Debüt am Tegernsee
- Cindy Haase
- 22. Juli 2017
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März
Der Triathlon Tegernsee ist vorbei, mein Weg dahin war fazinierend, anstrengend, motivierend und manchmal auch enttäuschend. Ich kann nur jedem empfehlen sich einen solchen Weg, es muss kein Triathlon sein, vorzunehmen. Sportliche Vorhaben können so wunderbar sein, wenn man das Ziel erreicht hat.
Es ist vorbei, ich bin eine Triathletin, bin ich vom Triathlonfieber angesteckt? Die Antwort zum Schluß.
Eines meiner großen Ziele für 2017 war es einen Triathlon zu finishen, abgehakt und wie war es? Meine letzten Gedanken vor dem Rennen könnt ihr hier nochmals nachlesen. Bis zur Startlinie hatte ich einen riesigen Bammel. Ich hatte selten so viel Schiss vor einem Wettkampf.
Für Triathlon Neulinge ist die Schwimmdisziplin wohl die größte Angst. Bereits vor dem Wettkampf erfuhr ich, dass mein Freund an der Fan-Front zugegen sein würde. Natürlich freute ich mich sehr darüber, aber eines war auch schon klar, er würde lange darauf warten müssen, bis ich aus dem Wasser käme. Das minderte ein bisschen meine Euphorie, wer ist schon gern langsam, wenn der Partner zum Jubeln kommt.
Die Wettervorhersage hingegen war hervorragend, kühl und regnerisch sollte es werden, mäßige Aussichten, die mich sehr freuten, denn ein Neoprenverbot war nicht zu erwarten und auch generell kann ich bessere Leistungen bei kühlen Temperaturen abrufen.
Mein Triathlon-Debüt
Am 02.07.2017 war es soweit, Ort des Geschehens, der Tegernsee.
Bereits um 5 Uhr war die Nacht vorbei, geschlafen hatte ich eh nicht gut, wie schon die Nächte zuvor. Es wurde Zeit den Wettkampf hinter mich zu bringen. Da frage ich mich ernsthaft, gibt es irgendjemanden, der vor dem ersten Triathlon gut schlafen kann ?
Am Tegernsee angekommen konnte ich ohne Umwege Startnummer und Chip abholen, ich startete übrigens auf der olympischen Distanz. Zusätzlich konnte man am Tegernsee auch in der Staffel oder auf der Volksdistanz (Sprint) antreten.
Check-In
Fahrrad mussten wir mit Flickzeug und Tesaband präparieren, etwas unschön, aber zumindest für den Notfall gewappnet. Wobei ein Platten mich sehr wahrscheinlich aus dem Rennen genommen hätte. Bei den Schuhen entschied ich mich kurzfristig für Trailschuhe und überprüfte, ob ich sonst an alles gedacht hatte. Am Eingang wurde ich gleich etwas unfreundlich darauf hingewiesen, dass man den Helm aufsetzen müsse, um zu passieren. Aller Anfang ist schwer. Die Wechselzone selbst empfand ich ziemlich eng bemessen. Da es regnerisch war, ließ ich die gesamten Sachen in wasserdichten Beuteln, lediglich den Helm legte ich auf das Rad. Merke erst Helm aufsetzen und dann Rad anfassen, sonst biste disqualifiziert.
Ich schnappte mir den Neoprenanzug und los ging es Richtung See. Viel Zeit blieb nicht mehr. Nachdem ich mich in meinen Neo fein reingequetscht hatte, versuchte ich mich zu beruhigen. Weniger als 20 Minuten bis zum Start. Bei der Wettkampfbesprechung wurde noch darauf hingewiesen, besondere Obacht walten zu lassen, da die regnerischen Verhältnisse vermehrt zu Unfällen führen könnten.
Der Start und Schwimmen
Ein paar Minuten vorm Startschuss bewegten wir uns ins Wasser, ich war mittlerweile sehr ruhig geworden und versuchte in mich zu gehen. Gleichzeitig mit so vielen anderen Teilnehmern zu starten war mir neu und das gewohnte 25 Meter Becken ist doch was anderes. Da ich im Neoprenanzug starten konnte, fühlte ich mich sicherer, aufgrund des Auftriebes.
Und los ging der Start, ich wartete ein paar Sekunden ab, hatte doch ein wenig Angst getreten zu werden. Dann stürzte ich hinterher und schwamm los. Ziemlich schnell entfernte sich das Feld von mir und von hinten überholten mich auch noch einige. Das Gefühl war niederschlagend und kraulen ging leider auch nicht. Denn als Folge schwamm ich kreuz und quer, nur nicht geradeaus. Recht schnell war ich doch weit abgeschlagen und die Wasserwacht fragte schon früh, ob alles in Ordnung sei. Meine Antwort, ja, ich schwimme nur langsam, haha meinte doch einer ich sollte mal die Dreier-Atmung probieren, dann ist geradeaus auch ganz leicht, danke Spaßvogel.
Ich bekam die Information, dass genau drei Schwimmer hinter mir waren, juhee das gab mir ein klitzekleines bisschen Selbstvertrauen und ich kassierte noch den Schwimmer vor mir ein. Nach ca. 45 Minuten verließ ich sichtlich erleichtert das Wasser als fünft Letzte. Ziel erreicht, Zeitlimit von 50 Minuten locker unterboten, noch eine Bestzeit hingelegt und nicht als Letzte angekommen.
Wechselzone, der Spaß der besonderen Art
Nachdem ich die Showbühne aus dem Wasser in die Wechselzone fast für mich allein hatte, schade der Teppich war nicht rot, gestaltete sich der Wechsel auf das Rad doch ein wenig holprig. Die verbrachte Zeit zählt ja voll in die Gesamtzeit, da zählt eigentlich jede Sekunde. Ich brauchte geschlagene vier Minuten und einige viele Sekunden. Das Rauskramen aus den Beuteln brachte mich doch ziemlich um den Verstand, keine Übersicht was wo drin war. Ich hinterließ ein Chaos und schwang mich viel zu spät auf das Rad.
Nachdem ich bereits ein paar Meter unterwegs war, bemerkte ich, dass ich auch noch Brille und Handschuhe vergessen hatte! Gerade bei den regnerischen Verhältnissen war die Brille allerdings doch sehr wichtig und die Handschuhe auch. Das hieß für mich, nach 5 Kilometer, das Rad einem Helfer in die Hand zu drücken und nochmals in die Wechselzone reinrennen. Natürlich kostete mich dies wiederum enorm viel Zeit. Danach konnte endlich die Aufholjagd beginnen.
Radfahren
Auf der Radstrecke konnte ich schon ein wenig Boden wieder gut machen, allerdings auch hier erfolgten Fehler. Die Höhenmeter (insgesamt 418 Meter) machten mir weniger Schwierigkeiten als gedacht, klar es war zäh, aber dennoch gut machbar. Die Strecke führte nach Hausham. Dort traf uns ein kurzer Hagelschauer und ich war froh, dass ich die Brille auf hatte. Beim Übergang in die zweite Runde war ich wohl ein bisschen zu schnell und gelangte deshalb in die Seite zur Wechselzone und musste eine komplette Vollbremsung hinlegen.
Ich raste dem Feld weiterhin nur hinterher und nach der zweiten Runde auf den Weg zum Wechsel, war ich abermals ziemlich allein bis auf meinen kleinen und tollen Fanclub auf der Strecke.
Laufen
Der Wechsel in die Laufsachen ging zügiger vonstatten, allerdings gestaltete sich das Parken meines Rades schwieriger, denn mein Slot war zugeparkt. Meine Nachbarn hatten es wohl sehr eilig und schmissen alles hin, sodass ich erst mal Platz schaffen musste. Danke für die Rücksicht Jungs.
Nach etwas mehr als zwei Minuten konnte ich endlich loslaufen und dies lief super gut. Beine waren locker und fühlten sich gar nicht wie Gummi an. Ich lief nur etwas zu schnell an, angefeuert von meiner Familie und Freunden. Schnell musste ich feststellen, dass viele Teilnehmer bereits ins Ziel einliefen und ich erst los. Auf der Strecke konnte ich einige Plätze gutmachen und fand deshalb recht schnell meine Motivation wieder. Die Laufstrecke gefiel mir sehr gut.
Ich erblickte die Ziellinie unter einer Stunde. Meine Schwiegermama empfing mich ein paar Hundert Meter weiter vorne, um dem Rest meine Ankunft telefonisch mitzuteilen und erst da erblickte ich mein erstes für mich gebasteltes Fanplakat. Das war cool.
Ins Ziel schoss ich im Sprinttempo und empfand eine riesige Erleichterung. Der Druck den ich mir wohl selbst am meisten machte, fiel sofort ab und natürlich freute ich mich wahnsinnig, an das Kapitel "Erster Triathlon" einen Haken setzen zu können.
Fazit
Viel zu viel befand ich mich in einem Film, wollte schnell alles hinter mich bringen, Schwimmen lief verständlicherweise für mich nicht zufriedenstellend. Radfahren war gut, aber dennoch sehr einsam, aufgrund des Rückstandes. Einzig mit der Laufdisziplin war ich sehr zufrieden.
Bin ich vom Triathlon-Fieber gepackt? Ein klares nein! Hat mir der Wettkampf Spaß gemacht? Nun ja, eigentlich schon, aber wer läuft schon gerne immer hinterher? Um zumindest im Mittelfeld dabei zu sein, müsste ich viel viel Zeit ins Training investieren, ist es das wert?
Meine Zeit: 03:21:57
Bin ich zufrieden? Ein klares ja, unter 03:30 Stunden wollte ich ankommen. Das hat geklappt und einige Minuten habe ich sicher selbst verschuldet durch Unwissenheit und fehlende Routine. Es gibt ein Bild, auf dem scheint es, als hätte ich eine Kaffeepause in der Wechselzone eingelegt. Verbesserungspotential besteht also schon noch.
Gibt es eine Wiederholung? Ja. Ich möchte unbedingt noch einen Sprint-Triathlon absolvieren, um zu sehen, ob ich besser mithalten kann, wenn die Schwimmstrecke nur 600 Meter beträgt. Der Wettkampfgeist schlummert schon sehr in mir und das ist gut so.
Mein großer Wunsch ist auch irgendwann einen Ironman zu absolvieren, auch wenn mir die Lust am schwimmen noch gänzlich fehlt. Ihr seht also, das Kapitel Triathlon ist noch nicht abgeschlossen, kann aber ein paar Jahre noch dauern. Die Mammutdistanz ist meiner Meinung nach nicht innerhalb von 6 Monaten realisierbar.
To be continued..
Originalkommentar von Stefanie: 6. Februar 2018 um 14:34 Uhr
Für Ligastarter und Profis oder die sich als solche sehen, lieber Daniel, gibt es die entsprechenden Triathlons. Alle anderen Teilnehmer dürfen auch nur einfach Spaß haben, sofern sie merken, wenn sie knapp wird – die Luft oder er zumacht – der Muskel. Die schnellen sind vorn und werden durch die langsameren nicht blockiert. Ich kkann super schwimmen, bin aber eine schreckliche Radfahrerin – hätte ich jemals Respekt gehabt, wäre mein Leben um viele Triathlons ärmer.
Also Cindy, weiter so. Mit TAR in den Beinen, der Motivation für 2018 und Radfahren kannst Du es Dir leisten, langsam zu schwimmen!
Originalkommentar von Daniel: 21. Oktober 2017 um 22:40 Uhr
Das ist das beste Beispiel wieso man den Tegernsee in Olympisch nicht als erstes machen sollte und klein anfangen sollte! Sorry. Tegernsee ist halt ich eine Hausnummer! Als Anfänger würde ich erstmal Sprint machen. Aber so ist es mit den erst Triathleten, die besten sind die gleich eine Langdistanz machen wollen. Respektlos dem Triathlon Sport gegenüber! Olympisch ist schon eine Hausnummer und harter Leistungssport! Gesund ist das auf keine Fall wenn man nicht ausreichend trainiert ist. Wer die 1500 Meter nicht kraulen kann, hat dort ehrlich gesagt nichts verloren. Es ist einfach zu gefährlich!!!! Aber das Du umgedreht bist und die Brill geholt hast, ist sehr positiv. Die Einstellung stimmt auf jeden…
Originalkommentar von Belli: 24. Juli 2017 um 11:03 Uhr
Toller und ehrlicher Bericht. Also hat dich das Triathlonfieber anhand deiner geplanten Vorhaben doch irgendwie gepackt (auch wenn du das Gegenteil schreibst). Es soll vor allem Spaß machen. Es ist ein Hobby und du musst damit nicht deinen Lebensunterhalt bestreiten..und bitte mach dich frei von den Gedanken “Wer läuft schon gern hinterher”… Ich mach das gern, weil es hinten einfach ruhiger zu geht und ich das für mich und nicht für andere mache. Die Leistungen im Hobbybereich bei Triathlonveranstaltungen hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Das ist mein persönlicher Eindruck. Ich freue mich einfach dass ich dabei sein kann und mit Hundert anderen Triathleten meinen Sport ausüben kann, den ich mag.…
Natascha
23. Juli 2017 um 12:58 Uhr (Bearbeiten)
Hi Cindy
Mal wieder ein klasse Artikel und Respekt dass du dich gleich der Olympischen Distanz gestellt hast! Du solltest auf jeden Fall noch eine Sprintdistanz absolvieren und du wirst sehen, die Motivation für den Triathlon kommt wieder. Ich hab mittlerweile 2 Triathlons im Sprint gemeistert, musste mich leider auch von der Illusion verabschieden durchzukraulen aber es ist doch deutlich leichter auch als schlechter Schwimmer im vorderen Mittelfeld mitzumischen und für dich als guter Läufer sicher noch weiter vorne!
Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht dich über deinen Blog und die sozialen Netzwerken auf deinem Weg zum ersten Triathlon zu begleiten und auch all deine anderen Sport- und Freizeiterlebnisse zu lesen motivieren sehr…
Originalkommentar von Kathrin: 22. Juli 2017 um 23:03 Uhr
toller und ehrlicher Bericht! ???????? Finde ich gut ???????? Nur so kann man lernen weiter kommen!