Oman Desert Marathon - Meine Vorbereitung, Packliste und Gedanken zu 165 km durch die Wüste
- Cindy Haase
- vor 2 Stunden
- 6 Min. Lesezeit
Ich bin Cindy, Abenteurerin, Läuferin und manchmal auch ein bisschen impulsiv. Manchmal entscheide ich einfach, ohne lange nachzudenken. Genau so ist es passiert, als ich mich für den Oman Desert Marathon angemeldet habe. Abenteuer ? Wüste? Etappenlauf? Da war ich schon dabei, bevor ich überhaupt realisiert habe, was das eigentlich bedeutet.

Doch dieses Abenteuer verlangt mehr als nur spontane Begeisterung. Der Oman Desert Marathon ist ein anspruchsvoller Selbstversorger-Etappenlauf über fünf Tage und insgesamt 165 Kilometer durch die endlosen Weiten der omanischen Wüste. Das Event findet vom 10. bis 14. Januar 2026 statt und es ist bereits die 11. Ausgabe dieses spektakulären Rennens. Ich schreibe diesen Bericht etwa 6 bis 8 Wochen vor dem Laufevent.
Was ist der Oman Desert Marathon? Fakten, Strecke und Ablauf
Bevor ich tiefer in meine Vorbereitung eintauche, möchte ich euch kurz mitnehmen und den Oman Desert Marathon vorstellen, kurz den ODM. Er findet in der Sharqiyah-Wüste statt, einer faszinierenden Region im Osten Omans. Die Sharqiyah-Wüste ist für ihre sanft geschwungenen Dünen, trockene Hitze am Tag und überraschend kühle Nächte bekannt. Die Sandarten wechseln dort ständig, mal fein wie Puder, mal fester und gut laufbar, mal tiefer und fordernder. Die Temperaturen können tagsüber deutlich über 30 °C steigen, während es nachts abkühlt.
Die Erstausgabe des Rennens fand übrigens 2013 statt und seitdem hat sich der ODM Schritt für Schritt zu einem echten Wüstenklassiker entwickelt.
Die fünf Etappen des Oman Desert Marathon (165 km Classic)
Ich selbst starte beim Oman Desert Marathon Classic über 165 km. Parallel gibt es auch eine 100-km-Version als Etappenlauf (der sogenannte ODM 100 km Hike), aber in meinem Bericht geht es ausschließlich um die 165-Kilometer-Classic-Variante. Diese Distanz verteilt sich auf fünf Etappen, die uns einmal quer durch die Wüste der Sharqiyah führen. Start ist am Ancient Al Wasil Fort, das Ziel liegt am Arabischen Meer, klingt schön, oder?
Die einzelnen Etappen im Überblick:
Tag 1: 40 km - Der Rennstart erfolgt bei den historischen Festungen im Dorf Ai-Wasil, hinein in die Wüste.
Tag 2: 29 km - tiefer in die Wüste
Tag 3: 30 km - ins Herz der Sharqiyah-Wüste
Tag 4: 45 km bei Nacht - eine Etappe, auf die ich besonders gespannt bin. Sicher eine besondere Herausforderung mit Blick auf Navigation, Kühle und Sternenhimmel
Tag 5: 21 km - die letzten Kilometer bis zum Arabischen Meer
Der Lauf ist ein Selbstversorger-Event und das macht es etwas unvorhersehbar. Alles, was ich für die fünf Tage brauche, trage ich selbst. Wasser gibt es an den Checkpoints alle 10 Kilometer, medizinische Betreuung ebenfalls. Die Streckenmarkierung ist tagsüber alle 500 m gesetzt, nachts alle 50 m, eine kleine mentale Sicherheit in einer ansonsten unendlichen Landschaft. Es gibt kein offizielles Zeitlimit. Der Veranstalter möchte, dass wirklich jede/-r es schaffen kann. Allerdings: Fehlende Pflichtausrüstung bedeutet Zeitstrafen. Also heißt es Packliste ernst nehmen und nichts vergessen.

Meine Trainingsvorbereitung für den Oman Desert Marathon
Tatsächlich mache ich für diesen abenteuerlichen Selbstversorger-Lauf kein klassisches Trainingsprogramm. Nach einer langen Saison voller Laufevents bis in den November ist es schlichtweg schwer, lange Läufe mit schwerem Gepäck bei winterlichen Temperaturen nachzustellen. Außerdem stecke ich nach meinen zwei Herbstmarathons in Chicago und Athen ein wenig in einem Motivationsloch. Ich denke, die größte Herausforderung wird sein, der Wüste standzuhalten. Die Hitze tagsüber, die teils deutlichen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, das Risiko von Dehydration und dazu die absolute Stille, die einen plötzlich ganz anders auf sich selbst zurückwirft. Schlafen werden wir unter freiem Himmel in Zelten.
Der ODM ist viel mehr als ein "einfacher" Lauf, er kann meine persönliche Reise werden und genau darauf stelle ich mich ein. Die Stille und die internationale Gemeinschaft werden ein krasser Kontrast zu meinem Alltag in München sein: Sechs bis neun Stunden täglich hänge ich am Handy / Laptop, bin ständig von Menschen umgeben, es ist immer laut. In der Wüste gibt es keine Bequemlichkeit, keinen Luxus, alles ist schlicht, einfach und direkt. Das Laufen auf weichem Sand flößt mir Respekt ein und wird definitiv mehr als kräfteraubend werden. Diese Einfachheit und Reduktion auf das Wesentliche macht für mich den Reiz des Abenteuers aus.
Empfohlen wird das Training möglichst mit voller Ausrüstung zu absolvieren. Ich habe mich dagegen entschieden. Ich will mir nicht die Lust am Laufen nehmen, die nach der langen Wettkampfsaison ohnehin schon etwas erschöpft ist. Stattdessen trainiere ich kompakt und effektiv: Kraft, Ausdauer, Zirkeltraining, Intervall-Sequenzen, Hyrox-Einheiten und Nachtläufe für die lange Nachtetappe.

Leider spielt der deutsche Winter nicht ganz in die Karten: Im Dezember steht noch der Eisschwimm-Wettbewerb in Burghausen auf dem Plan (7. Burghausen Open), sodass ich mich oft auch der Kälte aussetze, anstatt mich an Hitze zu gewöhnen. Hin und wieder laufe ich daher in sehr warmer Kleidung, um wenigstens ein bisschen Hitzeresistenz aufzubauen.

So bereite ich mich vor: mental, körperlich und mit klarem Fokus auf Ankommen, Durchhalten und Freude am Abenteuer. Die Wüste mag herausfordernd sein, aber ich bin überzeugt: Ich werde das meistern.
Verpflegungsstrategie für 165 km durch die Wüste Oman
Laut Veranstalter wird empfohlen, mindestens 2.000 Kalorien pro Tag mitzunehmen. Für Frühstück und Abendessen habe ich mich für die Produkte von Trek'n Eat entschieden, eine Outdoor-/Expeditionsnahrungsmarke der Katadyn Gruppe. Die Mahlzeiten sind leicht, praktisch und vollwertig und es gibt eine große Vielfalt, sodass für jeden Geschmack etwas dabei ist. Die Gerichte sind gefriergetrocknet bzw. dehydriert, das heißt, Wasser wurde entzogen, aber Vitamine und Mineralstoffe bleiben erhalten. Mit etwas heißem Wasser und 5 bis 10 Minuten Wartezeit ist ein vollwertiges Essen fertig, ohne großen Aufwand. Auch Geschirr ist nicht notwendig, da Trek'n Eat die Mahlzeiten in robusten und wasserfesten Beuteln liefert.

Im Camp wird morgens und abends heißes Wasser bereitgestellt, sodass wir perfekt ausgestattet sind. Einige Gerichte liefern sogar bis zu 1.000 Kalorien, die ich teilweise mitführe. Das Eigengewicht liegt je nach Gericht bei 150 bis 260 Gramm (ohne Verpackung). Für die fünf Etappen nehme ich Essen für vier volle Tage mit, da das Frühstück vor der ersten Etappe und das Abendessen nach der letzten Etappe wieder in der Zivilisation stattfinden.
Unterwegs während der Etappen werde ich mich zusätzlich mit Riegeln, Nüssen und Gels (Dextro Energy) verpflegen. Auch die Mitnahme von Elektrolyten und Salztabletten ist geplant, da Wasser allein den Mineralstoffverlust nicht ausgleicht, besonders in der Hitze nicht.

Packliste Oman Desert Marathon - Meine Ausrüstung für 5 Tage Wüste
Beim Oman Desert Marathon gibt es eine Pflichtausrüstung, die jede/r Läufer-/in unbedingt mitführen muss. Dazu gehören unter anderem Schlafsack, Erste-Hilfe-Set, Kompass, Handy mit Powerbank und einiges mehr. Fehlende Pflichtausrüstung kann laut Regelwerk zu Zeitstrafen führen. Zusätzlich packe ich Hygieneartikel ein, wie Toilettenpapier, Zahnbürste & -paste, persönliche Medikamente, Handtuch, Sonnencreme und alles was sonst noch für fünf Tage nötig ist. Wichtig ist dennoch, minimalistisch zu packen, denn am Ende muss alles getragen werden. Außerdem dürfen genügend Wechselkleidung, leichte Flip Flops fürs Camp und etwas wärmere Sachen für die Nacht nicht fehlen.
Das Gesamtgewicht meiner Ausrüstung schätze ich auf 10 bis 12 Kilo, davon entfallen etwa drei Kilo allein auf die Verpflegung. Ein echt spannendes Thema, gerade bei einem Selbstversorger-Lauf in der Wüste merkt man schnell, wie wichtig jede Entscheidung / jedes Gramm beim Packen ist.
Für einen klaren Überblick liste ich die Pflichtausrüstung laut Veranstalter auf:
Sandgamaschen
Rucksack
Schlafsack & Unterlage (Therm-a-Rest)
Anti-Gift-Pumpe (Gegen Schlange und Skorpione)
Metallmesser
Antiseptikum
Signalspiegel
Salztabletten
Pfeife
Erste-Hilfe-Set inkl. Pflaster, Verbände, Schere, Salbe und Rettungsdecke
Bargeld: 91,03 USD (ca. 35 OMR)
Meine Gedanken zum Oman Desert Marathon
Ich werde mich auf meine ganz persönliche Reise durch die Wüste einlassen, raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer, das mich wieder einmal lehrt, mit möglichst wenig auszukommen. Ich freue mich auf diese Herausforderung, auf die Weite der Natur und auf all die verrückten, inspirierenden Menschen um mich herum.

Natürlich werde ich an Grenzen kommen, das gehört dazu. Ich hoffe aber, dass es nicht ganz so heftig wird wie 2016 beim Transalpine Run, als ich der totalen Erschöpfung ziemlich nahe war. Grenzen zu erreichen und zu verschieben bedeutet für mich immer auch Wachstum. Und genau das suche ich, weit weg vom Alltag, weg von Bequemlichkeit, hinein in fünf Tage voller Intensität. Ich weis jetzt schon, dass es auch beim Oman Desert Marathon Momente geben wird, in denen ich müde, erschöpft und vielleicht auch mal genervt bin. Wichtig ist, mental stabil zu bleiben und sich bewusst zu machen, dass solche Phasen ein Teil des Abenteuers sind und auch wieder vorbei gehen.
Wie ich mir das Camp vorstelle:
Einfach und herzlich, international und rau, unter einem gigantischen Sternenhimmel. Ein Ort, an dem man im Sand sitzt, seine Füße ausruht, Geschichten teilt, lacht, schweigt und einfach nur da ist.

Was ist mein Ziel beim ODM Classic?
Ich möchte ankommen und die Wüste erleben. Ja, ich starte auch mit einer gewissen Ambition, aber nicht um jeden Preis. Es gibt zu viele Unbekannte, ich ich vorher nicht einschätzen kann, z. B. mentale Erschöpfung, Hitze, Blasen, der Sand, der Untergrund, all das kann eine riesige Rolle spielen. Während die Top-Läufer/-innen die Gesamtdistanz in rund 16-18 Stunden absolvieren, liegt die realistische Finisherzeit für gut trainierte Hobbyathlet/-innen bei über 30 Stunden. Ich selbst sehe mich, je nach Sand, Hitze und Tagesform, irgendwo zwischen 32 und 40 Stunden. Mal schauen, ob ich mich eher überschätze oder unterschätze. Für mich steht aber ganz klar das Durchkommen und das Erlebnis im Vordergrund. Ich will jede Etappe so nehmen, wie sie kommt und mich vielleicht auch überraschen lassen.
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