Lawinen Verschüttetensuche und LVS Training
- Cindy Haase
- 1. Feb. 2018
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 24. März
Als Jürgen Schönhut, Leiter des LVS Trainings am 13.01.2018 uns nach unserem Wissen in Bezug auf LVS Gerät und Lawinenkunde fragte, wurde sehr schnell klar, wie unvernünftig viele ohne jegliches Wissen zu Gegebenheiten und Ausrüstung, sich in den Bergen aufhalten. Ich nehme mich da ganz und gar nicht raus. Wenn man sich abseits von Forststraßen und gut geräumten Wegen bewegt, sollte man vor allem auf eventuelle Gefahren angemessen reagieren können. Auch die kürzlichen Meldungen zu abgegangenen Lawinen in den Alpen rufen ziemliches Unbehagen in mir auf.
Als Beispiel meiner persönlichen Unvernunft übten wir letztes Jahr am Vorabend meiner ersten Hochtour auf über 4000 m (Bishorn, Schweiz) schnell im Wohnzimmer, wie theoretisch eine Spaltenbergung funktioniert. Aus heutiger Sicht ist das leider keine ausreichende Vorbereitung für Bergabenteuer solcher Art und mangelnde Kenntnisse sind uncool. Es gibt wahrlich enorm viele Risiken, denen man in den Bergen begegnet und wir alle haben eine Verantwortung auch unseren Begleitern gegenüber. Findet ihr nicht auch?
Aus diesen Gründen und weil ich zukünftig nicht nur die Standard-Routen gehen möchte, fange ich mit der Wissenserweiterung an. Mein erster Kurs war ein LVS Training (Einführung in die Lawinenverschütteten-Suche). Weitere Kurse folgen.
LVS-Training beim Deutschen Alpenverein
Ich entschied mich als DAV Mitglied einen Kurs beim Deutschen Alpenverein zu belegen, da ich über diese Kurse bisher viel gutes gehört hatte. Es gibt jedoch viele weitere Anbieter, die sehr gute Angebote haben. Der Kurs fand von 9 Uhr bis 15 Uhr statt mit einer Stunde Mittagspause. Ort des Geschehens die Albert Link Hütte am Spitzingsee.
Inhalt
Der Lehrgang fand abwechselnd in der Hütte als auch draußen statt. So konnte der theoretische Inhalt auch praktisch trainiert werden. Man erlernte, was im Ernstfall nach einem Lawinenabgang zu tun ist. Verschiedene Szenarien wurden durchgesprochen, auch denkbare Mehrfachverschüttungen (mehr als eine Person ist verschüttet). Zusätzlich wurden Präventionsmaßnahmen angesprochen und dargestellt.
Was ist ein LVS Gerät?
Ein Hauptbestandteil der Wissensvermittlung lag darin, wie man praktisch mit einem LVS Gerät (Lawinenverschüttetensuchgerät) umgeht und im Falle von Lawinenabgängen Verschüttete ortet, mit der Sonde genau lokalisiert und wie man beim Ausgraben mit der Schaufel richtig vorgeht. Es handelt sich um ein elektronisches Gerät, welches in Suche- und Sendebetrieb benutzt werden kann. Wenn man in den Bergen unterwegs ist, schaltet man das Gerät zu Beginn der Tour dauerhaft in den Sendebetrieb. Erst bei einem Lawinenabgang aktivieren alle Nichtverschüttete den Suchmodus, um die vermissten Personen aufzuspüren.
Anlage Albert Link Hütte
Die Hütte verfügt über ein Übungsfeld zur LVS Suche, welche die praktische Übung um einiges schwerer macht und somit der Lerneffekt auch größer ist.
Welche Ausrüstung braucht man für einen LVS Kurs?
Alle Teilnehmer sollten ein Lawinensuchgerät zwingend dabeihaben. Die meisten Leute besitzen dies oft nicht, auch da die Kosten mit etwa 200-400 EUR / Gerät nicht unerheblich sind. Die Ausrüstung kann allerdings beim DAV ausgeliehen werden, auch kurzfristig. In meinem Falle war Vorreservierung nicht erforderlich (DAV Stelle Globetrotter, München). Zusätzlich lieh ich mir eine Lawinensonde und eine Schaufel aus. Die Kosten waren mit 7 EUR erträglich. Wer regelmäßig auf Touren gehen will, sollte natürlich darüber nachdenken sein eigenes Set zu kaufen. Ein LVS Gerät gehört neben Lawinenschaufel und Sonde zur Standardausrüstung ohne Wenn und Aber, wenn man abseits der gesicherten Pisten unterwegs ist.
Fazit
Mir persönlich hat der LVS Kurs an der Albert-Link Hütte sehr gut gefallen, war praxisnah und kurzweilig. Empfehlenswert für alle die sich mit dem Thema Lawinen und Verschüttetenrettung intensiver auseinandersetzen wollen. Die theoretischen Informationen wurden interessant vermittelt. Der LVS Kurs und auch weitere Aufbaukurse sind ein Muss für alle, die sich im Gelände und abseits der Wege aufhalten möchten. Dieser Bericht entstand freiwillig. Es gibt einfach viel zu viele Unfälle, die mit entsprechenden Wissen nicht passieren müssten bzw. man schnell Hilfe bieten könnte. Dieser Kurs ist auf jeden Fall ein guter Einstieg und Basis für weiterführende Trainings.
Übrigens Schneeschuhwanderer, die querfeldein unterwegs sind, sind oft nicht adäquat ausgerüstet. Viele unterschätzen das Risiko, es ist ja nur eine kleine Schneeschuhwanderung. Daher empfehle ich Kurse zu belegen, um noch viele Abenteuer in den Bergen zu erleben.
Was ist eure Meinung zum Thema Lawinensicherheit?
Kurse des Deutschen Alpenvereins kannst du hier finden.
Originalkommentar: 28. Februar 2018 um 11:57 Uhr
Ein LVS Gerät ist kein “Lawinenverschüttetengerät” sondern ein (L)awinen(V)erschütteten(S)uch-Gerät 😉
Originalkommentar: 7. Februar 2018 um 7:10 Uhr
Wenn man in den Nachrichten von Unfällen oder Unglücken in den Bergen hört, sind diese ja oft auf Unkenntnis und Fehlverhalten zurückzuführen – da kann Aufklärung und Information sicher präventiv wirken. Interessanter Beitrag und gut geschrieben – Danke für’s Teilen!
Originalkommentar: 6. Februar 2018 um 19:05 Uhr
Toller und informativer Beitrag! Hatte mir zuvor noch nie Gedanken über dieses Thema gemacht (da ich selbst nicht Ski fahre), aber klingt auf jeden Fall interessant und wichtig.Und es erinnert mich wieder daran, dass ich meinen Erste-Hilfe-Kurs mal auffrischen sollte…
Danke!
Liebe Grüße
Julie
Originalkommentar: 6. Februar 2018 um 18:23 Uhr
Hallöchen,das ist ja ein spannender Beitrag! Ich kenne mich in diesem Bereich noch gar nicht aus, aber nun fühle ich mich bisschen besser informiert! Danke dafür!
Liebst Linni
http://www.linnisleben.de
Originalkommentar: 6. Februar 2018 um 14:11 Uhr
Liebe Cindy, ich finde es toll, dass Du Dir neben Deiner Liebe zum Laufen noch soviel Wissenswertes aneignest und mit uns teilst. Ich habe vor 2 Jahren im freundlichen Alter von 52 mit Skifahren angefangen und fand es schon erschreckend, wieviel Leute sich selbst auf den Pisten überschätzen. Leute heil mit hinunternehmen war dieses Jahr auf vereister Abfahrt meine größte Herausforderung und ich war froh, dass die “Rettungsaktion” damit erledigt war. Habe gerade erst heute Deine TAR Berichte aus 2016 gelesen. Sehr emotional und großartige Leistung. Wenn Du mal sportkrank bist, bleibt Dir noch das Schreiben.
Viele Grüße von Stefanie